Urwald Boubín (Kubany)

Urwald Boubín (Kubany)
Urwald Boubín (Kubany)

Der Urwald Boubín ist das bekannteste Naturschutzgebiet Tschechiens und gehört zugleich zu den ältesten Wald-Reservaten Europas. Die natürliche, über Jahrhunderte von Menschen unberührte Waldvegetation-Entwicklung in diesem Teil der Boubín-Wälder steht unter  strengen Naturschutz. Der Urwald Boubín liegt allerdings nicht abseits der Zivilisation, sondern inmitten der mitteleuropäischen Kulturlandschaft. Die Kulturgeschichte dieses Gebietes ist eng mit der Lage im Länderdreieck zwischen Böhmen, Österreich und Deutschland verbunden.

Schmugglersteige und Holzförderung

Die Wälder stellten  für die Menschen (außer Einsiedler, Jäger und ähnlichen Sonderlingen) immer einen unbewohnbaren Ort dar und waren mit Gespenstern, Geistern, Raubtieren und den verschiedensten Ängsten verbunden. In den Wäldern konnte man sich leicht verlaufen und ums Leben kommen, deswegen waren sie, außer um hier einer Arbeit nachzugehen, nicht so häufig besucht. Durch den Urwald Boubín führten zwei Schmugglersteige. Es wurde hier fast alles geschmuggelt:  Salz, Schießpulver, Tiere, Getreide und das beliebte „Böhmerwald-Rauschgift“ Brizil. Der Brizil wurde aus Tabak, Schmalz, Backpflaumen und Pfeffer hergestellt und geschnupft. Im Böhmerwald prosperierte auch die Glasherstellung wobei die Glashütten dazu Holz in unvorstellbaren Mengen verbrauchten. Obwohl die Glashütte in Kubova Hu nur ein paar Kilometer vom Urwald entfernt war, verarbeitete sie nur das Holz aus der engeren Umgebung und zum Glück für den Urwald machte sie auch bald bankrott. Der Urwald war für ähnliche Unternehmen und zur Holzförderung zum Glück auch viel zu schwer zugänglich. In seiner Nähe wurde der Schwarzenbergsche Schwemmkanal erbaut. Dank des Kanales konnte das Holz bis nach Wien oder Prag transportiert werden, ohne den Urwald zu tangieren.
Die letzten menschlichen Aktivitäten im Wald wurden vom Forstmeister Josef John (1802-1871) verhindert, denn er beschwerte sich beim Waldbesitzer, dem Fürsten Jan von Schwarzenberg. Der traf 1858 die Entscheidung, dass er “...für ewige Zeiten diese Waldkulturen zum Urwald erklärt, wo man keine Bäume fällen und keinerlei andere Aktivitäten oder Arbeiten ausüben darf, und dass man den Urwald sich selbst überlassen sollte.” Die ursprüngliche Urwaldfläche nahm 144 ha ein, später wurde die Fläche des Urwald-Kern-Schutzgebiets noch ausgeweitet. Zum National Naturreservat wurde der Urwald 1933 erklärt und 1958 wurde seine Fläche auf die heutigen  666 ha festgelegt. Manche Bäume sind hier bis 400 Jahre alt. Das heißt, dass sie vor dem Dreißigjährigen Krieg gekeimt haben, und zu Zeiten als Comenius schrieb und Rembrandt malte waren sie schon mehr als 10 m hoch. Der Fichtenkönig, der am 4. Dezember 1970 umfiel, wurde mehr als 440 Jahre alt und mit seiner Höhe von 57 m übertrumpfte er fast den bekannten Prager Aussichtsturm Petøín (60 m). Eine weitere Urwald-Besonderheit stellen die sog. Stelzenwurzeln dar.

Karte

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